Wie weiter im Gesundheitswesen nach Corona?

Hygiene ist im Spital nicht erst seit der Coronavirus-Pandemie einer der wichtigsten Faktoren. Dennoch haben sich der Anspruch und der Stellenwert verändert. Wie sich die Pandemie auf die Arbeit von ISS im Spital auswirkt und welche Trends sich in der Gesundheitsbranche abzeichnen, erzählt Martina Fässler, Senior Business Consultant Healthcare bei ISS.

ISS Facility Services ist in der Schweiz seit über vierzig Jahren in der Gesundheitsbranche tätig und zählt über 200 Kunden in diesem Bereich. Rund 1'000 Mitarbeitende sind für den Healthcare-Bereich tätig.

Interview

Martina Fässler, seit einem Jahr dreht sich alles um die Coronavirus-Pandemie – insbesondere in der Gesundheitsbranche. Wie wirkt sich die Pandemie auf Ihre Arbeit aus?

Mit der Pandemie ist der Stellenwert der Hygiene vor allem in der Öffentlichkeit gestiegen. In den Spitälern waren die Hygieneansprüche schon immer zentral, es gab schon immer Isolationsmassnahmen und Schutzkonzepte. Daher hat sich an den Ansprüchen nichts geändert, allgegenwärtig sind aber die Hygienemassnahmen. Wir sind nonstop mit Maske unterwegs, es gibt mehr Isolationen.

Was sind die heikelsten Nahtstellen in einem Spital?

Aus Sicht der Gebäudereinigung sind es nebst den Zonen mit hohen hygenischen Ansprüchen wie OP, Sterilgutversorgung usw. die sogenannten Tastpunkte. Überall, wo Menschen etwas mit den Händen berühren, können Keime verschleppt werden. Das sind Tausende von Kontaktpunkten: Lichtschalter, Türöffner, Aufzugsknöpfe, Türfallen, Handläufe, Stuhllehnen und so weiter – vom Eingang über Lifte und Untersuchungsräume bis hin zu den Patientenzimmern auf der Station. Daher ist es wichtig, ein Schnittstellenverzeichnis zu führen, damit keine Tastpunkte, Geräte oder Flächen bei der Reinigung vergessen gehen. Dieses hilt wiederum bei der Einführung von neuen Mitarbeitenden. Es ist wichtig zu wissen, was andere im Team machen, um das grosse Ganze zu verstehen.

Wie stellen Sie sicher, dass dieser Austausch auch stattfindet?

Wir organisieren uns wie eine interne Abteilung eines Spitals. Wir sind mit dabei bei Hygienezirklen, suchen den Austausch mit den Hygieneverantwortlichen, den Stationsleitungen usw. und haben unsere Führungskräfte vor Ort. Sie haben im Spital neben dem anderen Supportpersonal ihr Büro und pflegen den täglichen Austausch. Man arbeitet eng zusammen, was wichtig ist, denn an den Schnitt- und Nahtstellen, die sich auch immer wieder verändern, braucht es genaue Absprachen. Da ist die Nähe hilfreich.

Macht sich die Pandemie auch in Ihrer Beratungstätigkeit bemerkbar?

Ja, potenzielle Kunden fragen spezifisch nach unseren Pandemiekonzepten, wie wir die personellen Ressourcen sicherstellen oder wie unser Business Continuity Management aussieht. Wir haben vermehrt Anfragen von Alters- und Pflegeheimen oder von Impfzentren.

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Handläufe gehören wie alle Kontaktpunkte zu den kritischen Stellen in einem Spital. Hier können Keime verschleppt werden, deshalb ist die Reinigung und Desinfektion von besonderer Bedeutung.

ISS im Healthcare

Losgelöst von Corona: Gibt es Trends, die Sie bei der Beratung von Gesundheitseinrichtungen festellen?

Die Gesundheitsbranche ist eben keine Krankheitsbranche mehr. Das heisst: Der Fokus liegt nicht mehr nur auf der Behandlung von Krankheiten und Unfällen, sondern auch auf Gesundheitsförderung und Prävention. Die zunehmende interdisziplinäre Zusammenarbeit bedeutet ausserdem, dass mehr Teams und Personen Schnittstellen miteinander haben. Dadurch sind Institutionen gewachsen und komplexer geworden.

Sie wollen deshalb wissen, ob sie optimal aufgestellt sind. Wir können ihnen in diesem Bereich Hand bieten, da wir nicht nur Dienstleistungen anbieten, sondern in Konzepten denken. Dabei profitieren wir von unserer langjährigen Erfahrung in der Gesundheitsbranche. Wir bieten zum Beispiel eine Potenzialanalyse an. Diese Standortbestimmtung hilft den Entscheidungsträgern, ihre Supportbereiche zu bewerten, zu optimieren und weiterzuentwickeln. Gleichzeitig haben wir die Instrumente für Schulungen und Qualitätskontrolle. Das heisst: Wir sind in der Lage, einen Weg zu beschreiten, den wir als einen kundenzentrierten Innovationsprozess verstehen.

Und die Digitalisierung?

Ob Sensoren zur Erfassung der Raumbelegung, VR-Brillen für den technischen Unterhalt oder virtuelle Sprachassistenz für den digitalen Empfang – klar ist, die Digitalisierung eröffnet dem FM noch ungeahnte Möglichkeiten. Unser Hauptsitz in Zürich-Altstetten wird nebst dem Arbeitsplatz für mehr als 400 Mitarbeitende auch als Labor für neuste Technologien und Anwendungen genutzt. Unser Ziel ist es, neue Technologien zu testen und Anwendungsfälle zu simulieren.

Das Interview wurde gekürzt. Der Originaltext erschien im Fachmagazin Competence 02/2021.

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