Was bedeutet die "neue Normalität" für Unternehmen und welche Chancen ergeben sich aus dieser Entwicklung? Im Gespräch mit David Macherel, Managing Director Key Accounts, ISS Schweiz.
Schon bald ist es ein Jahr her, seit sich unser Leben markant verändert hat. Distanz wahren, sich ohne Berührung begrüssen, die Hände oft waschen – diese Massnahmen sind längst zu neuen Gewohnheiten geworden. Wir passen uns an und finden uns zurecht in einer neuen Normalität: als Gesellschaft, als Unternehmen und als Einzelpersonen. Was bedeutet die "neue Normalität" für Unternehmen? Und welche Chancen ergeben sich aus dieser Entwicklung?
Managing Director Key Accounts und Mitglied der Geschäftsleitung bei ISS Schweiz
leitet seit Juli 2020 den Bereich Key Accounts mit 2'500 Mitarbeitenden. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung von ISS Schweiz. Davor betreute er für ISS während fünf Jahren einen der drei grössten Kunden in der Schweiz. Der gebürtige Fribourger verfügt über einen Master of Science in Management Technology and Economics der ETH Zürich sowie ein Diploma of Advanced Studies in Banking am Swiss Finance Institute, Zürich.
Interview
Müde nicht, aber gewisse Aspekte strengen an, zum Beispiel die Informationsflut – gerade aus unqualifizierten Quellen. Nachrichten zu überprüfen und richtig einzuordnen und Theorien von bestätigten Fakten zu trennen, macht in dieser gefühlten Monothematik den Medienkonsum anstrengender.
Weil wir die Krise im ersten Halbjahr erlebt haben. Die globale pandemische Entwicklung hat uns aus dem Alltag gerissen. Wir haben aber gelernt, uns den neuen Umständen anzupassen. Vielleicht hatten wir auch die Hoffnung, dass uns das Virus in dieser Intensität nicht bis zum Jahresende begleiten wird. Nun kam die Ernüchterung. Wir müssen einen Umgang mit dem Virus finden. Die Ausnahmesituation hat sich zum Dauerzustand entwickelt. Ergo sprechen wir heute von einem neuen Normalzustand.
Nicht unbedingt! Die Krise hat unter anderem die Digitalisierung auf allen Ebenen vorangetrieben. Das sieht man auf Regierungsebene, wo beispielsweise die BAG-Kampagne auch einen starken digitalen Fokus hatte. Auch auf Unternehmensebene wurde vieles plötzlich schneller digitaler. Diskussionen mit Kunden fanden vermehrt online statt. Und wir sehen es im privaten Bereich. Ich kenne Grosseltern, die nun wissen, wie Videotelefonie funktioniert.
Erstens wissen wir, dass sich das Hygienebedürfnis nachhaltig verändert hat. Das spiegelt sich unter anderem darin, dass wir in der Krise erbrachte Sonderleistungen – wie beispielsweise der Einsatz der Hygiene Stewards - nun als Standardleistung in den Vertrag mit gewissen Kunden aufgenommen haben. Zweitens hat die Krise unsere Innovationskraft weiter gestärkt. Wir haben gezeigt, dass wir uns den Entwicklungen anpassen und den Kunden rasch neue Lösungen bieten können.
Nur zum kleinen Teil. Wir hören viel eher, dass Kunden ihre Flächen umnutzen wollen. Viele Angestellte haben in der Krise bewiesen, dass Homeoffice eine funktionierende Lösung ist. Demzufolge integrieren Arbeitgeber Homeoffice vermehrt fest in den Arbeitsalltag. Das bedeutet einerseits, dass nicht mehr jeden Tag alle im Büro erscheinen und so nicht mehr täglich einen eigenen Arbeitsplatz brauchen. Konzentrationsarbeit wird viel eher allein zuhause erledigt, während man für Brainstormings lieber zusammentrifft. Demzufolge verändern sich die Ansprüche an den Arbeitsplatz. Dennoch muss ein Austausch möglich sein. Das heisst, dass neue Raum- und Nutzungskonzepte erstellt werden müssen.
Auf keinen Fall! Das Zugehörigkeitsgefühl zum Team, die Vermittlung der Unternehmenskultur oder Beziehungspflege zu Kunden lassen sich nicht nur auf virtuellen und digitalen Kanälen erfolgreich bilden. Dafür brauchen wir Räume und Begegnungszonen, die auf die neuen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Genau über dieses Thema sprechen wir aktuell mit unseren Kunden. Wir beraten sie, wie sie ihre Räume umnutzen können, um ihren Mitarbeitenden ein neues Erlebnis zu bieten, das sowohl ein Gefühl von Sicherheit als auch Wohlbefinden auslöst.
Kurz gesagt: in vielerlei Hinsicht. Neue Raumnutzung schafft neue Ansprüche an den Service. Reinigung soll sichtbarer werden, damit der stärkere Fokus auf Hygiene glaubwürdig und erlebbar wird. Zudem schaffen wir neue Rollen. Man denke hier unter anderem an die Wellbeing Assistants, die den Gebäudenutzern helfen, sich an neue Massnahmen im Gebäude zu gewöhnen und sich zurecht zu finden. Und nicht zuletzt ist die Wertschätzung, die unseren Mitarbeitenden entgegengebracht wird, höher als vor der Krise. Wir finden manchmal kleine Haftnotizen im Gebäude, auf denen sich die Mitarbeitenden unserer Kunden für die tolle Arbeit bedanken. Diese Wertschätzung zeigt, was für eine wichtige Arbeit wir leisten.
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