Warum das Arbeiten im Kernkraftwerk einzigartig ist

Seit 2007 ist ISS im Kernkraftwerk Leibstadt für die Reinigung zuständig. Martina Oberle, ISS Objektleiterin, ist dafür verantwortlich, dass die streng reglementierten Sicherheitsvorgaben für die Mitarbeitenden und das Equipment eingehalten werden.

Unsere Objektleiterin Martina Oberle leitet das Mandat seit der ersten Stunde, als das Kernkraftwerk Leibstadt 2007 ISS mit der Reinigung beauftragte. Bis heute ist sie mit Herzblut bei der Arbeit: «Das Kernkraftwerk ist eine Welt für sich. Der streng reglementierte Betrieb ist einzigartig und kein Tag ist wie der andere.» Auf dem 120'000 Quadratmeter grossen Areal sind Martina Oberle und ihr 13-köpfiges Team für rund einen Drittel zuständig, welches sie mit viel Disziplin jeden Tag in Schuss halten.

Ein eigener Mikrokosmos

Das Kernkraftwerk Leibstadt, kurz KKL, produziert mehr als einen Siebtel des Schweizer Stroms und deckt damit den Strombedarf von rund 2 Millionen Haushalten. Seit 1984 in Betrieb ist es das jüngste der vier aktiven Kernreaktoren der Schweiz. Der 144 Meter hohe Kühlturm mit dem Maschinenhaus und der Freiluftschaltanlage sind das Herzstück der Anlage. Angegliedert sind weitere Büro-, Elektro-, Infrastruktur- und Betriebsgebäude sowie Werkstätten und temporäre Container. In Bereichen wie dem Kommandoraum wird das ganze Jahr rund um die Uhr gearbeitet, um eine sichere und zuverlässige Stromproduktion zu gewährleisten.

Für die Verpflegung der Mitarbeitenden sorgt ein Restaurant auf dem Gelände und für sportliche Aktivitäten stehen Garderoben und Duschen zur Verfügung. Dem interessierten Publikum bietet das Informationszentrum beim Eingang mit regelmässigen Führungen Einblick in die hochkomplexe Anlage. Im Normalbetrieb arbeiten auf dem Gelände rund 500 KKL-Mitarbeitende aus verschiedensten Berufsgattungen, zum Beispiel Ingenieure, Reaktoroperateure, technische Spezialisten, Fachkräfte aus dem Sanitär- und Elektrobereich, Polymechaniker, Studenten. Während der jährlichen Hauptrevision unterstützen 30 Tage lang 1’000 externe Fachkräfte die KKL-Mitarbeitenden.

Immer sauber auch bei verdreifachtem Personenaufkommen

Der Leistungsauftrag von ISS umfasst die Unterhaltsreinigung der Büro- und Fachgebäude bis hin zur Kommandozentrale, dem Informationszentrum und den Containern. Weiter reinigt ISS periodisch Fenster und Storen und kümmert sich um das Abfallmanagement und die Aktenvernichtung. Martina Oberle: «Um bei den grossen Distanzen möglichst effizient zu arbeiten, bündeln wir die Einsätze auf dem Areal. Für weiträumige Arbeiten steht uns ein Velo zur Verfügung. Es kann aber trotzdem vorkommen, dass Mitarbeitende an einem Tag bis zu 20'000 Schritte und mehr zurücklegen.»

Das 13-köpfige ISS Team arbeitet von Montag bis Freitag in Schichten: Die Objektleitung Martina Oberle und ihre Stellvertreterin sind jeweils morgens bis nachmittags vor Ort. Sie kümmern sich um die Anliegen der Kunden und stellen das gewaschene Reinigungsmaterial für die Nachmittagseinsätze bereit. Ab 13.00 Uhr kommt das ISS Reinigungsteam zum Einsatz. Zuerst werden die WC-Anlagen gereinigt, dann folgen die Fachgebäude und Container und erst nach Büroschluss sind die Office-Räume dran, um hier den laufenden Betrieb möglichst wenig zu stören.

Eine besondere Herausforderung sind die jährlichen Revisionen. Auf einen Schlag bewegen sich statt 500 Personen dreimal mehr Leute auf dem Areal. Toiletten, Container und Arbeitsräume werden stärker genutzt, weshalb die Reinigungsfrequenzen erhöht werden müssen. «57 WC-Anlagen, 20 Kaffeebereiche, zwei Raucherpunkte und bis zu 80 Baucontainer müssen immer sauber sein. Wir passen das Arbeitsvolumen den variierenden Betriebsphasen an. Das verlangt eine grosse Portion Flexibilität vom ISS Team», konstatiert Martina Oberle.

ISS reinigt auch das Infozentrum des KKL, das die Technik mittels einer interaktiven Ausstellung erlebbar macht. Das Infozentrum wird jährlich von rund 15'000 Besucherinnen und Besuchern besucht. Die Bildgalerie gibt einen kleinen Einblick. Mehr unter www.kkl.ch/besucherangebote

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Strenge Sicherheitsregeln für Mensch und Equipment

Wer hier arbeitet, muss sich an viele Regeln halten. Das gilt auch für das Facility Management. Das fängt schon bei der Zutrittskontrolle an. Die ISS Mitarbeitenden müssen sich bei Arbeitsbeginn und Arbeitsschluss in einer Sicherheitsschleuse an- und abmelden. Der Inhalt der Taschen wird wie am Flughafen gescannt. Sogar die ISS Gürtel mit der Metallschnalle wurden durch Kunststoffgürtel ersetzt und die Sicherheitsschuhe enthalten kein Metall. Jedes Jahr müssen die Mitarbeitenden zudem an einer Schulung teilnehmen, die darauf abzielt das Wissen rund um die Sicherheitsregeln zu aktualisieren und zu verankern. Nur wer die Schulung absolviert hat, darf auf dem Gelände arbeiten.

Strenge Sicherheitsvorgaben gelten auch für Produkte und Geräte. Das gesamte Equipment, das ISS auf dem Gelände verwendet, wird durch die KKL-Teststelle geprüft und zugelassen. Eine solche Zulassung erfordert eine gewisse Vorlaufzeit. «Beim kürzlich neu eingeführten ökologischen Reinigungsmittel war das Verfahren einfacher, da das Mittel auf bereits bewilligten Inhaltsstoffen aufbaute», erklärt Martina Oberle. Auch die Anlieferung von Waren ist strikt geregelt: Diese werden zuerst gescannt, bevor sie ins ISS Lager geliefert werden. Die flüssigen Produkte werden zusätzlich mit einem Aufkleber beschriftet. Die Einführung von neuen Produkten und der Vorrat will also gut geplant sein, damit ISS die Leistungserbringung jederzeit gewährleisten kann. Darüber hinaus werden die Geräte in Bezug auf Funktionstüchtigkeit überwacht: «Wir haben rund 50 Elektrogeräte im Einsatz vom Staubsauger, der Scheuersaugmaschine bis hin zur Einscheibenmaschine. Alle Geräte werden einmal pro Jahr durch eine externe Fachstelle geprüft, um Brandfälle oder andere Störungen auf dem Gelände zu vermeiden.»

Zuverlässigkeit und Kontinuität

Martina Oberle kann sich auf ein Team mit langjährigen Mitarbeitenden verlassen. Fällt jemand aus, muss der Ersatz wegen der strengen Sicherheitsvorgaben im bestehenden Team gesucht werden. Martina Oberle: «Wenn möglich, greifen wir auf Springer:innen zurück, die bei uns schon im Einsatz sind, aber noch in einem Teilzeitpensum arbeiten. Sonst prüfen wir, ob jemand in der Schicht eine Aufgabe übernehmen kann oder ich und meine Stellvertreterin springen ein.»

 

Der Kunde muss sich darauf verlassen können, dass die ISS Mitarbeitenden die Arbeit jederzeit nach den vorgegebenen Sicherheitsrichtlinien ausführen. Wichtig sind deshalb gute Prozesse und eine überprüfbare Qualität. «Wir machen deshalb mit dem Kunden regelmässig Rundgänge auf dem Areal», sagt Martina Oberle. «Wir kennen den Betrieb und die Eigenheiten und können Konstanz und Kontinuität gewährleisten. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir täglich vor Ort sind. Hat der Kunde ein Anliegen, ruft er unsere werksinterne Servicenummer an und wir suchen sofort eine Lösung. Diese Flexibilität, die hohe Einsatzbereitschaft und die Zuverlässigkeit entlastet wiederum die Arbeit des Kunden.»

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